«Kariim» ist arabisch und bedeutet gastfreundlich/ grosszügig. «Es ist genau das, was wir geben und leben wollen, aber auch wie ein Geschenk, welches wir von all unseren Kariim-Freund*innen immer wieder zurückbekommen», berichtet Sarah von Gunten (Vorstandsmitglied von Kariim).
Text: Sarah von Gunten / Foto: Verein Kariim
Die Flüchtlingsströme im Jahr 2015 haben mich und unser Team damals sehr betroffen gemacht – gleichzeitig war diese Zeit der Beginn unserer Vereinstätigkeit. Angefangen haben wir mit Besuchen in Kollektiv- und Notunterkünften im Emmental. Relativ rasch wurden aus einzelnen Kontakten Freundschaften ,die bis heute anhalten. Von Beginn an spürten wir stets eine Offenheit und eine grosse Freude, wenn wir als Schweizer*innen mit geflüchteten Menschen Zeit verbrachten. Die riesige Gastfreundschaft, welche trotz sehr heraus- fordernder Begebenheiten gelebt wird, war und ist beeindruckend.
2016 zogen zwei junge eritreische Frauen aus der Kollektivunterkunft in unsere WG im Emmental ein. Dank diesen beiden haben sich wiederum viele weitere Kontakte ergeben. Durch dieses Netzwerk hörten und erlebten wir, dass der Gedanke an Ferien bei geflüchteten Menschen oft mehr Stress als Vorfreude auslöst; insbesondere bei jungen Menschen, die wie unsere zwei Mitbewohnerinnen ohne ihre Familie in die Schweiz geflüchtet sind. Die Einsamkeit und das Heimweh, welche wir bei unseren Kontakten mit Geflüchteten immer wieder antrafen, haben uns keine Ruhe gelassen. Unter anderem aus diesem Grund haben wir im Sommer 2019 das erste Sommerlager mit insgesamt 28 Personen aus aller Welt durchgeführt. Die Ferienlager, welche wir seither durchführen, sind in der Region Emmental einzigartig. Unser Ziel war von Beginn an, dass geflüchtete Menschen eine Auszeit erleben dürfen, um sich von all den Herausforderungen ihrer Ge- schichten ein wenig zu erholen. Eine Auszeit, wo das Deutschniveau oder der Aufenthaltsstatus keine Rolle spielt. Es geht uns um Freundschaft, darum, Brücken zu schlagen zwischen jeglichen Nationalitäten – ein Begegnen auf Augenhöhe. Kariim will zudem die wunderschönen Seiten der Schweizer Kultur zeigen und gleichzeitig von anderen Kulturen lernen. Unsere Ferienlager sollen Orte der Gemeinschaft, der Akzeptanz und des Respekts sein.
Aufgrund ständig wachsender Nachfrage nach unseren Lagern haben wir schliesslich im November 2020 offiziell den Verein Kariim gegründet. Die eine der beiden erwähnten Frauen aus Eritrea, Freweyni Welday, war bei der Vereinsgründung mit dabei und ist bis heute aktiv im Verein tätig. Sie ist eine von vielen enorm wertvollen Personen, die Brücken bauen zwischen Menschen, Kulturen und Religionen.
Nach der Vereinsgründung zeichnete sich schnell ab, dass es nicht bei den Sommerlagern bleiben würde. So haben wir zusätzliche Events innerhalb und ausser- halb der Kollektivunterkünfte ins Leben gerufen. Ein Event besteht beispielsweise darin, dass wir einen Tag in der Kollektivunterkunft verbringen und ganz unter- schiedliche Aktivitäten anbieten wie z.B. Kinderschminken, Händepeeling, Basteln, Malen und natürlich immer ganz wichtig: Gespräche, Gemeinschaft und Zusammensein. Anfang Februar 2023 haben wir mit einem regelmässigen Fussballtraining für Männer angefangen. Bereits beim ersten Training kamen um die 25 Personen. Dies motiviert uns enorm, dranzubleiben.
Weiter bietet der Verein Kariim auch alltägliche Hilfestellungen, wie etwa das Schreiben eines Lebenslaufs oder Unterstützung beim Umzug. Die Hilfestellungen sind sehr niederschwellig und unser Verein arbeitet subsidiär. Alle unsere Angebote und Tätigkeiten zielen darauf ab, Lücken im bestehenden System zu schliessen.
Unser jüngstes Projekt ist ein Kariim-Kaffee mit einer Anlaufstelle in Burgdorf BE, welches im Mai 2023 eröffnet werden konnte. Bei der Stiftung Gertud Kurz bedanken wir uns von ganzem Herzen für die grosszügige Spende, die vollumfänglich für unser Kaffee eingesetzt wird.
Weitere Infos: www.kariim.ch